Zwischen Edelweiß und Enzian

Ein dunstiger Schleier hüllte die ganze Stadt in eine wahnsinnig schwüle Hitze. Es war einer dieser ersten richtig heißen Sommertage, an denen man sich kaum noch bewegen kann und die Hitze die eigenen Gedanken lähmt. Mitten in Wien kam es mir noch heißer vor. Ich fühlte mich erschöpft und ausgelaugt. An diesem Tag beschloss ich, dass ich wiedermal in die Berge muss um Energie zu tanken und um mich abzukühlen.

Gedacht- getan, 24 Stunden später saßen mein Freund und ich schon im Zug Richtung Steiermark. Unser Ziel? Einer der Orte, die für mich Heimat bedeuten, Bruck an der Mur. Kaum angekommen, spürte ich wie sich mein Herzschlag wieder normalisierte und ich das erste Mal seit Tagen wieder einen kühlenden Wind spürte, der durch meine Haare wehte. Wie sich später herausstellte, sollte unsere Begegnung mit dem langersehnten Wind nicht bei dieser sanften Berührung bleiben.

Voller Vorfreude endlich wieder einmal in den Bergen unterwegs zu sein schnürte ich am nächsten Morgen meine Wanderschuhe. Anfangs gingen wir durch einen Wald, am Rande des Weges wuchsen soweit das Auge reicht Schwarzbeersträucher, leider waren noch keine Früchte darauf. Wie gern hätte ich einige Schwarzbeeren gekostet. Ich liebe es im Wald zu sein, der Wald strahlt für mich eine unendliche Ruhe aus, obwohl man tausend Geräusche wahrnimmt. Je weiter wir gingen desto mehr veränderte sich die Landschaft. Der Wald verschwand von Schritt zu Schritt immer mehr und vor uns tauchte eine Landschaft aus Hunderten Latschen auf. Langsam machte sich auch ein starker Wind bemerkbar. Im Wald konnte man ihn nur hören, aber hier traf er uns mit all seiner Kraft.

Nach einiger Zeit tauchte unser Ziel vor uns auf. Unendliche Weiten auf denen sich Unmengen der seltenen Edelweiß Blumen befanden. Eine Blüte war schöner als die andere. Vereinzelt konnte man auch Enzian entdecken. Erschöpft aber glücklich ließen wir uns ins Gras fallen und wurden mit einer atemberaubenden Aussicht ins Tal und über das gewaltige Hochschwabmassiv belohnt. Bei so einem Ausblick vergisst man alles um sich herum. Es ist unglaublich was gewisse Orte ändern können. Es ist so wichtig eine Balance zwischen dem städtischen Leben und der Natur zu haben. Obwohl ich an diesem Tag Stunden gewandert bin, fühlte ich mich so energiegeladen und motiviert wie schon lange nicht mehr.

Ich wollte die Natur noch nicht verlassen. Darum beschlossen wir am Heimweg noch am Grünen See vorbei zu fahren. Ein einzigartiger Platz. Im Winter kaum ein See und wenn die Schneeschmelze im Frühjahr einsetzt strömen Unmengen von Schmelzwasser in ihn. Solche Massen, dass viele der Wege, Wiesen und Bänke um ihn herum vom Wasser bedeckt sind. Dazu leuchtet er noch in den wunderschönsten Türkis- und Grüntönen. Im Hintergrund erhebt sich das Hochschwabmassiv, das sich an windstillen Tagen in seinem Wasser spiegelt. Wir hatten an diesem Tag das Glück, den See in vielen wunderschönen Nuancen leuchten zu sehen.

Danach begaben wir uns nach diesem fast schon unwirklich schönen Tag wieder zurück in die Realität und in die Hitze der Stadt.

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Ein Kommentar bei „Zwischen Edelweiß und Enzian“

  1. An die Plätze der Kindheit, die mit schönen Erinnerungen gefüllt sind zieht es einen immer wieder zurück

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